Die Quelle
Die Ur-Quelle, die Schöpfung, der All-Geist oder auch das Göttliche, woher wir mit nichts kommen und wohin wir ebenso mit nichts zurückkehren, bleibt mit uns in unserer vorübergehenden materiellen Erscheinung "Leben" immerfort verbunden. Wir fühlen uns wohl in dieser Welt und in uns, dazugehörig und am richtigen Platz. In uns wohnen Kreativität, Liebe und Güte, Schönheit und Weite. Wir empfinden einen natürlichen Drang nach innerem Wachstum und empfangen unsere Aufgaben wissend, dass sie zu uns gehören, aus der unendlichen Fülle des großen Ganzen, wovon wir selbst ein Teil sind. Werden wir in Momenten unseres Daseins von unserem Ego-Bewusstsein beherrscht,
das heißt, wir streben nach Anerkennung, Macht, Besitz, Erfolg, Geld und so weiter, trennen wir uns von dieser unserer Ur-Quelle selbst ab. Unwohlsein, Enttäuschung, Einsamkeit oder sogar Krankheit sind mögliche Erscheinungen des Nicht-Verbundenseins mit unserem Ursprung. Nicht selten fragen wir nach dem Sinn unseres Daseins. Wir sind nun von unserer eigenen Göttlichkeit, Vollkommenheit, Geist oder auch Schöpfung abgetrennt, empfinden Unruhe statt inneren Frieden und es fehlt uns der natürliche Zugang zu unserem inneren Wissen, der uns innewohnenden intelligenten Navigation, welche uns gemäß unserer Bestimmung durch dieses Leben führt.
Yoga - Ein Weg zur Quelle
Das Sanskrit-Wort "YOGA" heißt "Vereinigung" - der Yogi strebt danach, die Dualität der Welt zu überwinden und mit dem einen Bewusstsein, BRAHMAN, zu verschmelzen. Etymologisch weist das Wort Yoga auf "Joch" hin, so wie im Sinne "unter demselben Joch" sein. Der Zustand, in welchem sich der Mensch im Yoga befindet, meint "unter demselben Joch wie das Göttliche", somit dem Göttlichen verbunden. Dieselbe Idee ist in dem Wort "Re-ligio". Das Wort Yoga meint auch, der "Mensch als Erscheinung" (Materie, Form) verbindet sich mit dem "wirklichen Menschen" (Geist, formlos) und findet sich in seiner "wahren Existenz"
und lebt ihr gemäß. Zwei große Heilige aus ganz unterschiedlichen Religionen beschreiben den Geist so: "Geist ist das Leben Gottes in uns" (heilige Teresa von Avila); "Alles, was den Geist nach außen zieht, ist unspirituell, und alles, was den Geist nach innen zieht, ist spirituell." (Ramana Maharshi) Yoga stellt somit eine Disziplin dar, welche uns in unserer Spiritualität stärkt, das Verbundensein mit der Quelle offenbart und unser inneres Wachstum fördert, oder auch, welche nach indischer Auffassung zu einer höheren Bewusstseinsstufe führt.
Pfade des Yoga und Hatha-Yoga
Der Tradition nach werden vier Haupt-Wege des Yoga genannt. JNANA-Yoga, der Pfad der Erkenntnis; BHAKTI-Yoga, Yoga der Menschenliebe, auf das Göttliche gerichtet; RAJA-Yoga, auch königliches Yoga genannt, Yoga der Geistesbeherrschung und KARMA-Yoga, Yoga des selbstlosen, dem Göttlichen dargebrachtes Handeln. Es ist sinnvoll, sich für einen Pfad des Yoga zu entscheiden, obgleich alle einer Familie angehören und alles einer einzigen Quelle entspringt und auch dorthin zurückführt. Die Philosophie, wie auch die Praxis des Yoga zeigen einen wirklichen Weg, sich wieder mit seiner Ur-Quelle, der Schöpfung, dem All-Geist, dem Göttlichen in uns zu verbinden oder auch seiner wahren Existenz gemäß zu leben. HATHA-Yoga ist ein Teil des RAJA-Yoga und dient seiner Vorbereitung. HA-Sonne und THA-Mond bilden hier die Einheit dieser Energie. HATHA-Yoga beschäftigt sich hauptsächlich mit dem physischen Körper, das Haus der Seele in diesem Leben. Reinheit des Geistes ohne Reinheit des Körpers scheint unmöglich, anders gesagt,
die Körperbeherrschung dient der Geistesbeherrschung. Die Philosophie des Hatha-Yoga räumt der Übung des Körpers und der Kontrolle der Lebensenergie- PRANA eine bevorzugte Stellung ein. Es werden fünf Praxiswege geübt. ASANAS- Körperhaltungen. PRANAYAMA- Kontrolle des Atems. KRIYAS- Reinigung. BANDHAS- Verschlüsse. MUDRAS- Stellungen, welche Ströme und Kräfte, die KUNDALINI, hervorrufen. DARANA- die absolute Ruhigstellung oder Konzentration des Geistes. DHYANA- die Disziplin der Meditation sind der Weg und die letzte Stufe in den Zustand des Überbewussten- SAMADHI, wo ewiges Licht, Liebe und Frieden, Glückseligkeit und immerwährende Schöpfung herrschen. Der Yogi strebt durch tägliches Praktizieren diesen "befreiten" Zustand an, den des Eins-Sein, vollkommen verbunden und in der Ur-Quelle, Schöpfung, Göttlichen, oder auch im All-Geist seiend. In der Bibel finden wir dies: "An einem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch."(Joh.14,20)
SURYA NAMASKAR - Sonnengruß
Die Sonne wird in Indien als Gottheit für Gesundheit und ein langes Leben angesehen. Diese Übung diente in alter Zeit als Brauch innerhalb der täglichen spirituellen Praktiken. Die zwölfmalige Wiederholung ehrt die zwölf Namen des Sonnengottes. Der Gruß, das Gebet an die Sonne, bevorzugt morgens ausgeführt, wird bis heute und weltweit gern praktiziert. SURYA NAMASKAR ist
eine Kombination aus Yoga-ASANA und Atmung; reduziert Bauchfett, macht das Rückgrat und alle Glieder biegsam und erhöht die Atemkapazität. Zudem ist sie eine wundervolle Hilfe, verloren geglaubte Flexibilität wiederzuerlangen und dient der Vorbereitung auf das weitere tägliche Yoga-Training.
Ermutigung - "Jetzt hier sein".
Jeder einzelne Mensch hat in jeder Minute seines Daseins die Wahl, mit etwas für Gesundheit, sein Wohlbefinden und für den inneren Frieden zu beginnen. Yoga ist so ein Etwas. Euphorischen Anfangsphasen des Lichts folgen häufig Phasen der Dunkelheit durch Täler des Wachstums. Machen Sie weiter, wird der Lohn gewiss sein. Und bedenken Sie, es sind viele Leben da, die eigenen Ziele zu erreichen. In der Bibel steht es so: "Jesus antwortete:’ Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wer nicht von neuem geboren wird, kann das Reich Gottes nicht schauen!" (Joh.3/3-7) Es ist für den Glauben und unsere Überzeugungen unwesentlich, ob wir einer Religion angehören. Wesentlich scheint jedoch, daß der Weg ins tiefste unseres innersten Seins hin zu Liebe und Frieden, Freude und Glückseligkeit führt, genau
an den Ort, wo sich der Sinn unseres Hier-Seins offenbart, das Leben und der "Tod" einander gleichen und jene Angst von uns weicht, vor dem Moment, in dem wir zurückkehren, woher wir kamen. Wählen Sie den jetzigen Moment als den wichtigsten und nutzen Sie ihn und werden Sie noch in "diesem" Leben wissend. Leben Sie gut! Ich wünsche allen Menschen Mut auf dem ganz persönlichen Yoga-Weg und die Freude beim Praktizieren, welche ich selbst erfuhr, welche mich täglich begleitet und stärkt in meinem unbändigen Willen nach Wachstum und Leben auf diesem schönen Stern. Gern gebe ich Yoga an alle Menschen weiter, die dies wünschen. In Dankbarkeit und Frieden bin ich mit meinen Lehrern, meiner Familie und meinen Freunden.
Namaste*
Annelies E. Fehringer
* Namaste’ - "Der Ort in mir verbindet sich mit dem Ort in Dir, wo wir beide gleich sind".
Anne Schmidt-Luchmann, Assistenz
Barbara Klein, Photos, Berlin-Kreuzberg